Guten Tag erstmal an alle Einsiedler und Einsiedlerinnen an den heimischen Netzempfängern,
nun nach was weiß ich wie vielen Tagen, Wochen, Monaten, nein sogar wenigen Jahren soll es nun dazu gekommen sein, dass ich mich auch mal in einem TGSG verewige. ... Na wir werden sehen, was für eine Legende diesem, meinem Werk wohl entspringen vermag.
Dem werten Leser meines Handelns, also gefühlt keinem der hier im Forum herumirrt, weil es nur einen so kleinen Prozentsatz an wahrlich aktiven Mitgliedern gibt, wird sicherlich bereits an die Ohren oder Augen getragen worden sein, dass mein Leben aktuell eine Ehrenrunde dreht. Genau gesagt habe ich mein Studium abgebrochen und den Schritt von der Nanotechnologie in das Lehramt für Mathematik und Physik gewagt. Damit nähern wir uns auch schon langsam dem Thema dieses Beitrags, denn dieser Wechsel hat mich mit einigen sehr interessanten Perspektiven konfrontiert.
Zu Beginn sei gesagt, das ich durchaus weiß, dass es irgendwie seltsam klingt: Warum zur Hölle denkt man sich "Freie Wirtschaft, Geld und was auch sonst noch so kommen vermag, nein danke ich will wieder in die Schule" Vor allem wer sich meine Vorstellung in der BoL-Lounge durchgelesen hat, wird sich sicherlich noch mehr wundern. Nun sagen wir es mal so. Ich bin ein Einsiedler und daher kommen einige durchaus relevanten Informationen manchmal auch so 3 Jahre zu spät bei mir an. ^^
Na Schluss mit dem Geblödel und zurück zum Ernst des neu begonnenen Studienalltags. Dank Corona habe ich es in gewisser Hinsicht leicht und schwer zugleich ... also eigentlich hat sich nicht viel verändert. Alles was interessant ist, gibt es als Aufzeichnung. Die Dozenten denken sich scheiß auch Fragen, wofür gibt es ein Skript und die Skripte sind oft auf eine Art und Weise fehlerbehaftet, dass man sichergehen kann, das man glaubt es würde alles stimmen und man macht gerade alle Fehler die man nur hätte machen können. Summa summarum also genau wie vor Corona.
Dennoch gibt es aber den ein oder anderen interessanten Kontext, der auch Fragen ermöglicht, deren Antworten in Kombination wirklich witzig sind. Womit wir endlich beim titelgebenen Thema sind.
Alles begann mit einer beiläufigen Frage im Tutorium der Physik. Der Privatdozent der sich dort um uns kümmert ist durchaus jemand, der glaube ich viel zu viel auf seine Schultern stellen lässt, denn nicht nur macht er laufend irgendwelche Zusatzveranstaltungen um die Inkompetenz der ehemaligen Schüler (und damit der Schulen) und diejenige der Dozenten zu kompensieren, der Kerl zieht auch die Fäden hinter der gesamten Theoretischen Physik an meiner Uni. Na ist auch egal, kommen wir jetzt mal zurück zum Thema: Ja genau die Frage.
Ein Kommilitone (Also Mitstudierender in Fachchinesisch) hatte einfach mal so angefragt ob es denn normal sei, dass man bereits im Ersten Semester mit einem so immensen Berg an Aufgaben und Verpflichtungen zugeschissen wird, dass man locker auf 60+ Wochenstunden Arbeit kommt.
Die Antwort war ein freundlich untermaltes: Ja, ich hatte auch schon Studierende, die auf 80+ gekommen sind.
Dann erklärte er selbstverständlich woran es liegen würde, was ich kurz unter folgenden Punkten zusammenfassen mag:
- Die Schüler kommen jedes Jahr mit weniger Vorwissen in grundlegenden Themen an die Uni.
- Die Schüler lernen immer mehr unwichtigen Unfug an den Schulen.
- Studiengänge wie die Physik sind durch die EU-Standards (Das Bachelor/Master-System) gezwungen ihren Stoff in deutlich weniger Zeit zu lehren (in der Regel 1 Jahr weniger Zeit)
- Die Ansprüche der Firmen sind nicht an die Situation angepasst worden.
Lassen wir das also erst einmal sacken. Da sind die Schulen (zu denen ich ja als Lehramtsstudent zurückkehren werde), welche unfähig zu sein scheinen vernünftig zu arbeiten und deren Qualität gefühlt jährlich abnimmt. Dann haben wir die Uni (wo ich gerade bin) die versucht diese Defizite zu kompensieren und noch zusätzlich die Ansprüche der Gesamtheit aller Firmen zu erfüllen, welche die Studierenden haben wollen.
Und dann kommen wir zu den späteren Arbeitgebern, womit wir zur zweiten Person kommen, die ich heute vorstellen vermag:
Als Lehramtsstudent hat man selbstverständlich auch so kryptische Veranstaltungen wie Didaktik, Pädagogik und ähnliches. Was genau das sein soll, wissen scheinbar nicht einmal die Dozenten, doch darum soll es hier gar nicht gehen. Das Interessante an diesen Veranstaltungen ist, dass sie nur für Lehramtsstudenten sind, was auch unterhaltsame Antworten zu interessanten Fragen provoziert.
Die Frage um die es sich hier handelt ist: Warum machen wir an der Uni eigentlich so viele Dinge, die wir als Lehrer an den Schulen nie wieder brauchen werden?
Was würdest du darauf antworten?
Ich erinnere gerne an die Aussage des Privatdozenten zurück "80+ Wochenstunden Arbeit sind durchaus möglich, da wir Defizite der Schulen und Ansprüche der Arbeitgeber berücksichtigen müssen"
Ich sag mal, was mein Didaktik-Professor sinngemäß gesagt hat: "Ach, dass ich eine ewige Frage. Im Endeffekt läuft sie aufs folgende hinaus: Ihr kommt von der Schule und an der Uni sagt man euch 'vergesst alles, wir machen das alles neu und anders, damit wir es für Situation X und Anwendung Y besser nutzen können' und dann kommt ihr ins Referendariat und man sagt euch 'vergesst alles von der Uni, das könnt ihr hier eh nicht gebrauchen.'"
Witzig oder? Ich meine ich habe 3 Jahre studiert, dann den Studiengang gewechselt nur um 5 Jahre (Regelstudienzeit) etwas zu studieren von dem ich jetzt schon weiß, dass ich es für meinen späteren Job nie wieder brauchen werden. So funktioniert also Uni heutzutage. Man bekommt wegen der Inkompetenz anderer Arbeit ohne Ende aufgebrummt, nur um nach 5 Jahren gesagt zu bekommen, dass die ganze Arbeit wertlos ist.
Na, ich glaube damit habe ich mich jetzt ausreichend mit der Idee auseinander gesetzt. So viel Arbeit ist es für mich Gottseidank auch nicht, denn zum einen bin ich zu faul und zum anderen habe ich ja durchaus das ein oder andere aus meinem vorangegangenen Versuch zu studieren mitgenommen.
Damit verabschiede ich mich auch mal wieder in die Untiefen des Forums. Auf wiedersehen, wo auch immer das sein mag, euer Einsiedler.