Episode II: Man kann es sich auch einfach machen
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber die deutsche Bürokratie war in meinen Augen nie für ihre Schnelligkeit und Effizienz bekannt. Zumindest, wenn du was von ihnen willst. Wenn sie was von dir wollen, könnten sie innerhalb von 24 Stunden eine Division der Bundeswehr mobilisieren und deine Wohnung in ein Kriegsgebiet verwandeln. Und mit so einem lustigen Beispiel beschäftigen wir uns heute:
Ihr erinnert euch noch an den Kurs, den ich in Episode I erwähnt habe, den ich doch mal (verpflichtend) machen solle? Nun, stellt sich heraus nach mehrmaligem Überlegen, dass dieser immer noch Zeitverschwendung war und als ich am Montag, wo es losgehen sollte, erst um 9:30 Uhr wach wurde, weil ich unironisch vergessen hatte, mir einen Wecker zu stellen, hatte sich die Sache für mich dann auch erledigt (kleiner Tipp: der Kurs begann um 8:00 Uhr. Und ich habe bei gutem Verkehr 30 Min. Anreisezeit obendrauf). Wie man sich an dieser Stelle vielleicht denken kann, war das Amt nicht gerade erfreut über diese Entscheidung und forderte eine Erklärung. Zwar erst, als der Kurs schon vorbei war, als wenn sie mir noch eine letzte Chance gegeben hätten, am letzten Tag nochmal einen Überraschungsbesuch zu machen, aber das sind Kleinigkeiten.
Was an dieser Stelle für´s Amt spricht: die einzige (!) Möglichkeit der Erklärung fand in Papierform statt. Ich musste also wirklich einen Antwortbrief verfassen, in einen Briefumschlag stecken, eine Postfiliale raussuchen, zu dieser hingehen, eine Briefmarke kaufen und mir dann noch anhören lassen, dass ich den Brief falsch "formatiert" hatte und der Empfänger scheinbar zwingend auf der rechten Seite des Umschlags stehen muss. Während der ganzen Prozedur verspürte ich immer wieder das Bedürfnis, mein Monokel zu richten und mir eine Tasse Tee zu Gemüte zu führen. Wie auch immer.
Prozedur durchgeführt, Brief war unterwegs, INo war happy. Zumindest für 3 Wochen.
Nun hat mich ein neuer Brief vom Amt erreicht. Dieses Mal nicht von der regionalen Zweigstelle des Amtes, sondern von der Zentrale des Bundeslandes. Sie wollen eine Erklärung, warum ich den Kurs nicht gemacht habe. Also sie wollen den selben Spaß wie gerade beschrieben nochmal. Da ein wild lebendes INoKami aber arbeitsfaul ist, schmiedete er einen genialen Plan: er schrieb ihnen eine Mail, ob sie nicht einfach bei der entsprechenden Zweigstelle nachfragen können, ob die den Brief schon haben (man weiß ja nie) und falls ja, ob sie da irgendwie eine Kopie davon erhalten können. Weil ich würde ja auch so das gleiche schreiben, höchstens anders formuliert, weil ich das Original nicht mehr im Kopf habe, also wozu der Aufwand?
Tja, was glaubt ihr, was ihre Antwort war?
Eine Umarmung an alle, die an dieser Stelle dachten, sie hätten geantwortet. Behaltet euch eure Naivität bei, ihr seid echt zu süß für diese Welt :3
Zurück zum Thema. Das beste daran ist ja: bis auf die EMail-Adresse haben sie mir keinerlei Kommunikationsmöglichkeit gelassen. Keine Telefonnummer und auch keine Online-Funktion.
Halt Stop. Es wurde eine Website der Agentur angegeben mit dem Namen "EServices", also wohl genau das, was ich brauche. Also Adresse angegeben uuuuund... Error 404. Diese Seite wurde von der Agentur für Arbeit (!) gelöscht.
Das ist traurigerweise kein Witz.
Natürlich könnte ich mir die "allgemeine" Telefonnummer des Amtes heraussuchen und dann 45 Minuten Warteschlangen-Roulette spielen, nur, damit der zuständige Arbeiter keine Ahnung hat und an einen anderen Kollegen verweist, aber auch hier gilt wieder: ich habe besseres zu tun, als meine Zeit mit/wegen dem Amt zu verschwenden.
In diesem Sinne: euer Briefe schreibender INoKami
