[TGSG] INoKami vs. das Arbeitsamt, Episode I

Episode I: Die Kriegserklärung

Ja, ich baue das bewusst so auf, weil ich es schon im Gefühl habe, dass es bei weitem nicht das letzte Mal sein wird, dass ich ich lautstark über diese Institution aufregen werden. Aber der Reihe nach:

Fangen wir da an, wo es sich meistens auch anbietet: am Anfang. Your boi ist seit zwei Wochen wieder arbeitslos. tl;dr: die Firma war cool, aber noch jung und hatte nicht wirklich eine Struktur und irgendwo in dem Chaos bin ich bisschen unter die Räder gefallen und Notarzt war ihnen die Mühe nicht wert oder so^^

Folglich darf man auch den Kollegen vom Arbeitsamt Bescheid geben, dass man wieder einen Job sucht und hier setzen die heutigen Geschehnisse, welchen diesen TGSG ausgelöst haben, an. Nun muss man dazu sagen, dass das Arbeitsamt in seiner Qualität stark von der jeweiligen Lokalität abhängt, zum Beispiel das ehemalige, an welches ich mich gewendet hatte, als ich noch bei meinen Eltern wohnte, war super. Die waren nett, haben sich auf mich eingelassen beim Gespräch, wir hatten Lösungsansätze entwickelt... das jetzige... nun, lasst es mich in LoL-Sprache ausformulieren: ich habe den Gold-Hardstuck Yasuo-Main ins Team bekommen.

Wenn du das Büro erst 10 Minuten zu spät betrittst, weil die Dame sich keine Mühe gemacht hat, zu zeigen, dass sie auch bereit war und nicht noch ein Gespräch/Meeting o.Ä. hatte und dich dann ungelogen mit einem genervt-überraschten "Ach, Herr [INoKami], ich habe ja ehrlich gesagt damit gerechnet, dass sie heute gar nicht auftauchen!" begrüßt, dann stellt man sich schon mal auf das beste ein. Und glaubt mir, meine Freunde, das beste kam. Mit Schwung. Hier die "Highlights" der knapp halbstündigen Unterhaltung:

• Grundsätzlich erstmal: die Dame war nicht nur zu Beginn, sondern auch das gesamte Gespräch über genervt. Es mangelte ihr an jeglicher Form von Empathie, Verständnis und/oder Kooperationsbereitschaft (wie im folgenden belegt wird). Außerdem vermute ich stark, dass sie mit Vorurteilen hantiert und nicht gewillt ist, diese abzulegen. Mein Metal-T-Shirt mag da nicht hilfreich gewesen sein, aber das ist dann ihr Problem, nicht meins.
• Die Dame fragte mich, wie viele Bewerbungen ich geschrieben hatte und was da die Resultate waren, beides wurde wahrheitsgemäß beantwortet. Nach den üblichen Kommentaren, die man so von den überdramatisierenden Eltern kennt (-> du machst viel zu wenig!!!!!111eins) nimmt sie sich noch heraus, meine bisher erhaltenen Absagen gegen mich zu verwenden, um mich in ein verpflichtendes Seminar für´s Bewerbertraining zu stecken. Über besagtes Seminar habe ich schon mit anderen Menschen ausführliche Gespräche geführt sowie mich im Internet auf verschiedenen Foren nochmal schlau gemacht, alle kamen einstimmig zum selben Ergebnis: absolute Zeitverschwendung. Es werden dort Dinge gelehrt, welche nach gesundem Menschenverstand eigentlich total logisch sein müssten (Beispiele: zum Bewerbungsgespräch pünktlich erscheinen, zum Bewerbungsgespräch gepflegt erscheinen, Lebenslauf sollte chronologisch aufgebaut sein, für die gesamte Bewerbung immer die selbe Formatierung verwenden...), ein Blick auf das Programm von dem Handout dieses Kurses bestätigt diese Vermutung. Erwähnte ich schon, dass dieses Seminar 2 volle Wochen in Vollzeit dauert? Jetzt kommt aber das eigentliche Problem: wenn ich dort nicht hingehe, wird mir für 3 Wochen das ALG (Arbeitslosengeld) gestrichen. Ganze ehrlich: aktuell bekomme ich eh noch nichts und ob ich heute oder erst im Oktober was bekomme, macht keinen Unterschied. Die drei Wochen sind es mir worth zu schwänzen, das hält mein Konto auch easy durch...
• Als die Dame dann auf der Arbeitsamt-Website die Stellenanzeigen durchforstet hat, hat sie mir Stellen gezeigt, für welche mir JEGLICHE Fachkenntnis fehlt, aber denkt ihr, sie wollte das hören? Um mal ein schlechtes, aber bildliches Beispiel zu bringen: ihr habt in eurem bisherigen Beruf Motoren für Motorräder gewartet. Jetzt sollt ihr Motoren für die Kampfjets der Bundeswehr warten. Ist zwar beides ein Motor, aber doch völlig unterschiedlich, es werden total andere Kompetenzen und Fachbereiche gefordert. Ihre Lösung? Weiterbilden! Wo? Keine Ahnung, muss ich selber rausfinden, ist plötzlich doch nicht ihr Problem, mir eine Stelle zu beschaffen. Das mir nicht nur die gesamte Fachkenntnis fehlte, sondern auch jegliche Interesse an diesem Berufsgebiet, habe ich erst gar nicht versucht, ihr klar zu machen.
• Als wir das Thema "Arbeit in entfernteren Gegenden" ansprachen, wies sie mich im Übrigen darauf hin, dass mir in den ersten drei Wochen der Jobsuche one-way-Arbeitswegen von bis zu 75 Minuten zugemutet werden dürfen, nach den drei Monaten BUNDESWEITE Pendelwege! Ich hab mal aus Interesse das "worst case"-Szenario berechnet: fast 3 Stunden Arbeitsweg in eine (!) Richtung. Natürlich würde ich für so einen Job umziehen, aber das hier mal als Fallbeispiel für einen sehr schweren Fall von "Der Ton macht die Musik".
• Ebenfalls schön: die Dame war so versessen darauf, mich zurück in die Beschäftigung zurückzuholen, dass sie mir offen """drohte""": wenn wir nicht schnell genug was finden, arbeiten sie halt bei der Müllabfuhr oder als Putzhilfe, Hauptsache, sie haben erst mal was! Motivation kann sie.
• Wusstet ihr eigentlich schon, dass nicht nur für das Verweigern von obigem Seminar, sondern für jeden Furz, dem das Amt nicht passt, sie direkt mit temporären Entzug des ALG drohen? Du hast dich nicht auf eine von uns vorgeschlagene Stelle beworben, obwohl sie nicht deinen Qualifikationen entspricht? Kein ALG! Du hast dich auf diese Stelle nicht innerhalb von drei Tagen beworben? Kein ALG! Du bekommst eine Zusage für einen Job, willst die aber nicht, weil sie dir immer noch total fachfremd ist? Kein ALG! Du hast das Protokoll, wo deine Bemühungen aufgelistet sind, einen Tag zu spät eingereicht? Kein ALG! Erinnert mich ein bisschen an meine Ausbildung: entweder du verschreibst dich mit Leib und Seele (aber nicht mit Verstand) unserer Sache und unserer Ideologie oder du wirst aussortiert und dein Leben von uns zur Hölle gemacht.

tl;dr: ich bekomme drei Wochen weniger ALG und hasse das Arbeitsamt.

In diesem Sinne: Euer INoKami